Bergbaugeschichte im Haßlachtal

Die Bergbaugeschichte prägte über Jahrhunderte die wirtschaftliche Entwicklung im Frankenwald – Erfahren Sie nachfolgend mehr darüber!

Als Ende März 1968 die Bergleute der Stockheimer Steinkohlenzeche „St. Katharina“ zum letzten Mal aus 320 Meter Tiefe die „Schwarzen Diamanten“ ans Tageslicht förderten, endete ein über 400-jähriger Bergbau im Haßlachtal. Ein Hauch von Melancholie lag über dem Werksgelände, als der letzte mit Kohle beladene Hunt (mit Rädern versehener Kasten zur Förderung in Stollen) ans Tageslicht befördert wurde.

Kumpels, Kohlen, Krisen: Diese drei Begriffe prägten über Jahrhunderte das Leben der Menschen im Frankenwald. In guten Zeiten arbeiteten bis zu 1.000 Bergleute in den rund 20 Gruben. Zwischen 1582 und 1968 wurden an die 120 Millionen Zentner Steinkohle gefördert. Der Abbau reicht also weit zurück.

Die historische Chronik können Interessierte nachfolgend durchlesen.

Hier finden Sie außerdem den Flyer zum Bergbau Erlebnispfad Stockheim

Weitere Informationen finden Sie außerdem auf der Website des Förderverein Bergbaugeschichte Stockheim

Chronik des Bergbaus im Haßlachtal
(von Ortsheimatpfleger Gerd Fleischmann)

Das Steinkohlebergwerk St. Katharina in Stockheim im Jahre 1955


31. März 1968: Letzte Schicht auf Grube St. Katharina

  • 1582: Reitsch macht laut Urkunde des Staatsarchivs Bamberg den Anfang
  • 1756: Stockheim folgt
  • 1758: Dem Entdecker, Oberförster Christoph Friedrich Gundermann aus Sachsen-Meiningen, wird das erste Schürfrecht im Kohlenfeld „Vereinigter Nachbar“ verliehen. 
  • 1782: Nicht nur der wetlberühmte Naturforscher Alexander Humboldt beschäftigte sich von 1792 bis 1795 mit bergbaulichen Fragen im nördlichsten Bayern, sondern auch andere bekannte Persönlichkeiten. Zu den vielen prominenten Besuchern der ersten Grubenanlagen in Stockheim zählten:
    • Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach 
    • Herzog Karl von Sachsen-Meiningen
      die auf Anregung des Geheimrats Johann Wolfgang von Goethe am 26. Juni 1782 in Stockheim zwei Bergwerke besichtigten.
  • ab 1800: Es kommt auch auf thüringischer Seite zu bergbaulichen Aktivitäten. 
  • 1836: Der Sachsen-Meiningische Geheime Finanzrat Christian von Weiß übernimmt einen Bohrschacht, der bereits vor 1800 angelegt wurde und benennt ihn nach seinem Landesherren als „Bernhard-Grube“.
  • 1839: Weiß lässt die Grube „Sophie“ abteufen, in der in Spitzenzeiten bis zu 400 Bergleute arbeiteten.
  • 1834-1845: Vorübergehend erwirbt auch Carl Joseph Mayer, des Verfasser des bekannten gleichnamigen Konversationslexikons, das Schürfrecht für vier Gruben.
  • 1863: Joseph Freiherr von Swaine, ein aus England stammender Industrieller, wird alleiniger Eigentümer aller Zechen. In dieser Zeit erlebt der Stockheimer Bergbau seine erste große Blüte. In sechs Gruben sind 1863 rund 700 Bergleute beschäftigt.

    • 1908: Nach dem Tode des Freiherrn Richard von Swaine im Jahre 1902 erwirbt der Bayerische Staat von dessen Erben sämtliche Gruben, in der Hoffnung der bayerischen Industrie Kohle zu sichern, die nicht mit hohen Frachtkosten wie bei der Ruhrkohle vorbelastet ist. Man will nun einen Großbergbau aufziehen und holt dazu Ingenieure und Fachkräfte aus fremden Revieren heran. Diese versehen es aber nicht, sich den spezifischen Stockheimer Verhältnissen anzupassen.
    • 1911: Dies trug sicherlich dazu bei, dass es im Frühjahr 1911 zur übereilten Einstellung und Schließung aller Gruben kommt. 550 Bergarbeiter sind schlagartig arbeitlos. Viele von ihnen wandern in die Kohlenreviere Westfalens (Zeche Radbot) und Oberbayerns (Peißenberg/Peiting).
    • 1912: Ingolstädter Pioniereinheiten sprengen dann im Februar 1912 im Bahnhofsbereich die mit großem Aufwand erbaute Kohlenwäsche. Für die 1855 angelegte Vorzeigegrube „Maxschacht“, die im Jahre 1900 bereits auf über 300 Meter abgeteuft war, ist mit dieser Entscheidung das endgültige Aus besiegelt. Allen Unkenrufen zum Trotze rufen noch im selben Jahre wagemutige Industrielle die „Kohlenbergwerk Stockheim GmbH“ ins Leben. Gefördert wird nur noch auf der 1775 erstmals erwähnten Grube St. Katharina.
    • 1927: Trotz zahlreicher Bemühungen kommt es während der Weltwirtschaftskrise erneut zu einer schmerzlichen Stilllegung. 400 Beschäftigte werden wiederum erwerbslos.
    • 1929: Um eine Versteigerung abzuwenden gründen die ehemaligen Bergleute den Bergbauverein St. Joseph.
    • 1930: Am 28. September erfolgt die Umwandlung in die Bergbaugenossenschaft Stockheim und Umgebung. Die dazu erforderliche Einzahlung des Genossenschaftsanteils von 100 Mark je Genosse stellt für die Bergarbeiter in Anbetracht der langen Arbeitslosigkeit ein großes persönliches Opfer dar, das im deutschen Bergbau wohl einmalig sein dürfte. Einige Bergleute müssen dafür sogar ihre letzte Ziege verkaufen.
    • 1935: Im Zuge der allgemeinen weiteren Arbeitsbeschaffung und mit wesentlicher staatlicher Unterstützung gründet sich am 30. August die Bergbau-Gesellschaft Stockheim/Ofr, mbH, die sich aus der Bergbaugenossenschaft, der Gemeinde Stockheim und acht weiteren Gemeinden der Umgebung zusammensetzt.
    • 1936: Bis 1936 wurde ein neuer Haupt- und Förderschacht bis zur 140-Meter-Sohle abgeteuft. Vorher wurde seit 1811 auf Katharina aus der Adam-Friedrich-Tagstrecke sowie aus einem östlich angelegten Schleppschacht die Kohle gefördert.
    • 1951: Die höchste Jahresförderung des Stockheimer Bergbaus erreicht man unter der Werksleitung von Diplom-Bergingenieur Rudolf Strak mit 90 000 Tonnen. Die damals fast 500 Mann starke Gesamtbelegschaft wurde aus Gründen des zurückgehenden Absatzes und durch Rationalisierungsmaßnahmen mehr und mehr reduziert. Unter der Werksleitung von Bergingenieur Rudolf Rossmann sind in den letzten Jahren mit immer noch bescheidenen technischen Mitteln erstaunliche Leistungsergebnisse erzielt worden.
    • 1952: Ab 1952 teufen die Bergleute bis zur 320-Meter-Sohle ab. Außerdem werden parallel dazu für eine relativ hohe Förderkapazität die erforderlichen Richtstrecken aufgefahren.
    • Wie die relative Förderleistung pro Mann und Jahr der Gesamtbeschäftigten verbessert werden konnte, geht aus folgender Aufstellung hervor:
      – 1910 (ein Jahr vor der Einstellung) 79 Tonnen
      – 1951 bis 1960 durchschnittlich 205 Tonnen, 1967 dann 409 Tonnen.
    • 1968: Ende März erschallt in der Grube St. Katharina letztmals ein „Glückauf“. Die Tradition des ehrwürdigen Berufsstandes setzen nun Knappenverein und Bergmannskapelle mit großem Engagement fort.
    • 1968: Der Kohlenabsatz war bis zum 31. März 1968, also zum Tag der Schließung, vollkommen gesichert.
      Ganz im Gegensatz zu den anderen großen Kohlenrevieren lag in Stockheim keine einzige Tonne Kohle auf Halde. Was der Bergbau-Gesellschaft das Rückgrat brach, war das Fehlen entsprechenden Kapitals. Nur durch eine umfassende Modernisierung hätte das Bergwerk, das immer wieder vom Staat subventioniert werden musste, eine echte Chance für die Zukunft gehabt. Zur Zeit der Stilllegung floss das Öl reichlich, fast zu reichlich, und es war mit zehn Pfennigen je Liter spottbillig. Das Ende war also vorprogrammiert.